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Landtagspolitiker Andreas Kenner im Dialog über Armut und politisches Engagement

Ein aufschlussreiches Expertengespräch zum Thema Armut beleuchtete am Montag, 04.03.2024, die Komplexität sozialer Ungleichheit für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10e.

 

Der Landtagspolitiker und Mitglied der Landesarmutskonferenz, Andreas Kenner (SPD), besuchte unsere Schule, um mit den Jugendlichen über Armut, deren Ursachen und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. Die Moderation des Gesprächs übernahmen die Schülerin Kristi Gjinaj und eine Mitschülerin, die durch ihre vorbereiteten Fragen für einen konstruktiven Austausch sorgten. Darüber hinaus konnte auch der Rest der Klasse dem Politiker Fragen stellen und so auch seine politischen Ziele hinterfragen.

 

 

Eine ernüchternde Feststellung war, dass Armut nicht immer offensichtlich ist und viele Formen annehmen kann, die im alltäglichen Leben oft übersehen werden. Es ginge um „soziale Teilhabe“ und wenn diese aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, kann von Armut gesprochen werden. Dabei ist es wichtig auch zu wissen, welche gesellschaftlichen Gruppen vor allem von Armut betroffen sind: Neben der Herkunft spielt auch das Geschlecht eine Rolle – tendenziell sind es eher Frauen als Männer und insbesondere Alleinerziehende seien gefährdet. „Allein die Tatsache, Kinder zu haben, erhöht das Armutsrisiko - das bedrückt mich", teilte Kenner mit der Klasse, was die Schülerinnen und Schüler nachdenklich stimmte.

 

 

Auf die Frage, wie jeder Einzelne zur Bekämpfung von Armut beitragen kann, erklärte Kenner, dass jeder auch individuell helfen könne, z.B. indem er bei der Tafel aushilft, „aber das bekämpft Armut nicht, es lindert sie nur." Er machte deutlich, dass ehrenamtliches Engagement zwar wertvoll ist, aber strukturelle Veränderungen notwendig sind, um Armut effektiv zu bekämpfen. Dabei kritisierte er auch die bestehenden politischen Bemühungen: „Der Staat macht sicher nicht wenig, aber wir kommen ja nicht voran bei der Armutsbekämpfung. Der Staat müsste mehr tun." Dabei wurden in dem Gespräch auch verschiedene Maßnahmen wie Mindestlohn, Bürgergeld, Wohngeld, Kita-Pflicht oder Erbschafts- und Vermögenssteuer ausführlich diskutiert.

 

 

Kenner gewährte während des Gesprächs aber auch Einblicke in seine persönliche Motivation und sein Leben als Politiker. Sein Weg in die Politik war von dem Wunsch geprägt, Veränderungen herbeizuführen: „Ich habe mich darüber aufgeregt, was die anderen so machen und wollte es besser machen." Er erinnerte sich auch an seine ersten Schritte in der politischen Arbeit: „Mein erstes Amt war das des Klassensprechers" und stellte den beiden Klassensprechern der Klasse ebenfalls eine blühende politische Karriere in Aussicht. Kenner betonte die Notwendigkeit, für die eigenen Überzeugungen einzustehen, auch wenn man (z.B. in der eigenen Partei) auf Widerstand stößt: „Du wirst keine Partei finden, bei der dir alles gefällt. Aber du musst bereit sein, für deine Überzeugungen zu kämpfen." Um mit der Kritik umgehen zu können, die einen als politischer Akteur erwartet, brauche man „gute Nerven und Humor“.

 

 

Dieses Gespräch bot nicht nur einen umfassenden Einblick in die Problematik der Armut und die politischen Herausforderungen ihrer Bekämpfung, sondern enthielt auch den Appell, sich mit den bestehenden Ungerechtigkeiten nicht zufrieden zu geben. Wir danken Andreas Kenner für diesen bereichernden Austausch und der Bereitschaft, sich den Fragen der Schülerinnen und Schülern zu stellen.